Wörgl (ein praktisch erprobter Lösungsvorschlag)
Stand 19.9.10


Ein Versuch die fatale Funktionsweise unseres Geldsystems zu lösen.

Eine kleine Gemeinde (4200 Einwohner) in Österreich versuchte sich im Jahre 1932 aus eigener Kraft aus der Umklammerung der Weltwirtschaftskrise zu befreien. Mit Hilfe so genannter Arbeitswertscheine schaffte sie das Undenkbare. Im Gegensatz zum Rest-Österreich/Europa konnten die Arbeitslosigkeit und die Gemeinde-Schulden verringert und massiv abgebaut werden.

Der kleine Unterschied!
Was ist nun das Besondere an den Arbeitswertscheinen?
Um ihren Wert (z.B.: 1 Schilling) zu behalten musste lückenlos jeden Monat eine Werterhaltungsmarke (1 Groschen) aufgeklebt werden, ansonsten wurden sie ungültig. Im Gegensatz zum gesetzlichen Zahlungsmittel (zum normalen Geld) war es hier nicht möglich, das Tauschmittel aus dem Wirtschaftskreislauf zu entziehen (Zinsbringer Sparguthaben). Der Wert des Gutscheines schwindet, weil monatlich 1% als Werterhaltungsmarke aufgeklebt werden muss. Daher auch der Name "Schwundgeld". Mit dieser Idee, die dem Geldreformer Silvio Gesell zugrunde liegt, wurde dem Tauschmittel eine Umlaufsicherung angeheftet, die ein Horten auf der Bank unmöglich macht.

Warum entsteht eine Wirtschaftskrise?
Die zyklischen Auf und Ab's unseres Wirtschaftskreislaufes kommen immer mit der Aussage "Es ist kein Geld mehr da" einher. Es fragt nie jemand, wo denn das ganze Geld plötzlich ist, wenn mal wieder eine Flaute bevorsteht? Es kann doch nicht einfach weg sein? Mit Sicherheit nicht verbrannt, oder vernichtet, wie es immer wieder zu hören ist. Stimmt, es ist auch nicht weg, es zirkuliert nur langsamer als zu Zeiten der Konjunkturhochs. Und warum zirkuliert es langsamer? Weil die momentan bestehende Geld-Umlaufsicherung (der Zins) nicht ausreicht, um für einen stetig und gleichmäßigen Geldumlauf zu sorgen. Es gibt keinen Zwang zur Umlaufsicherung. Wenn Investitionen keine ausreichende Rendite abwerfen, dann kann man seine Millionen ja auch per Zinsgutschrift vermehren lassen.

Warum wird eine Umlaufsicherung benötigt?
Das Blut der Wirtschaft ist das Tauschmittel Geld. Der Mensch stirbt, wenn sein Blutkreislauf ins Stocken kommt. Eben so kommt die Wirtschaft zum erliegen, wenn kein Geld mehr umläuft. Das ist eine magere Begründung zur Notwendigkeit einer funktionierenden Geldumlaufsicherung. Aber stell dir einfach das äußerste Extrem vor: Was wäre, wenn alle "nur" sparen und niemand investieren würde?

Resümee
Das Beispiel Wörgl bestätigt sehr eindrucksvoll die Theorien Silvio Gesell's. Eine funktionierende Umlaufsicherung ist Grundvoraussetzung für einen reibungslosen Geldumlauf, und somit eine essentielle Bedingung eines funktionierenden Geldsystems.

Und heute?
Ideen zur Umsetzung einer funktionierenden Geldumlaufsicherung gibt es in unserer heutigen Zeit in Form alternaiver Währungen (Regional Währungen) zur genüge. Am Beispiel des Chiemgauers möchte ich dies hier aufzeigen...

1932 Wörgl, ein Dorf mit 4200 Einwohnern im Jahre 1932. Die Weltwirtschaftskrise hatte viele Bürger arbeitslos gemacht. Die Gemeinde war total überschuldeten, die Banken wollten keine weiteren Kredite gewähren. Wörgl war bankrott. Um die Kasse wieder aufzufüllen, heckte der Bürgermeister Unterguggenberger einen unkonventionellen Plan aus. In einer Art Beschäftigungsprogramm mit "rostenden Banknoten" wurde so genanntes Schwundgeld in Umlauf gebracht, das Monat für Monat ein Prozent seines Wertes verlor. Diese Arbeitswertscheine waren von der Gemeinde per Bank gedeckt, und konnten so jederzeit, mit 2% Abschlag, bei der Raiffeisenkasse Wörgl in "echte" Schillinge zurückgetauscht werden.

Mit dieser Aktion, deren eigentlicher Erfinder der Geldreformer Silvio Gesell war, wurden Straßen asphaltieren, das Kanalisationsnetz ausgebaut, eine Skisprungschanze, Brücke, Wanderwege... gebaut und ausgebaut. Arbeitslose fanden so neue Auskommen. Die Arbeitswertscheine (Notgeld) wanderte so schnell von Hand zu Hand, da jeder versuchte, das Geld vor der "Abwertung" wieder los zu werden. So wurden schließlich Gemeindesteuern teilweise schon vor dem Fälligkeitsdatum beglichen. Nach 13 Monaten endete das Wirtschaftswunder von Wörgl. Die Notenbank verbot das Schwundgeld.

Empfehlenswerte Links:
Unterguggenberger Institut Wörgl
Das Wirtschaftswunder von Wörgl
Das Experiment von Wörgl